Erinnerung an den Regenschirm

Erinnerung an deinen Regenschirm mit dem ESP8266

Hast du schon einmal deine Wohnung verlassen und bist dann auf der Straße im Regen gestanden? Dafür, dass das nicht noch einmal passiert, sorgst du mit diesem Projekt.

Mit einem ESP8266 rufst du über eine API die aktuelle Wetterlage ab und zeigst auf einem OLED-Display an, ob es regnet, schneit oder die Sonne scheint. Falls du draußen einen Regenschirm benötigst, erinnert dich das Display und eine LED daran, deinen Regenschirm mitzunehmen.

Ach ja: Damit dein ESP8266 nicht den ganzen Tag im Internet verbringt und ständig die Wetterdaten abruft, integrierst du noch eine Radar-Modul. So kannst du dein Projekt zum Beispiel an der Wohnungstür platzieren und es nur dann anspringen lassen, wenn du dich ihm näherst. So wirst du genau zur richtigen Zeit erinnert. 🙂

Anfänger

1 – 2 Stunden

ca. 15 €

Für dieses Projekt benötigst du (Mengen s. Beschreibung):

Der Aufbau

So ungefähr sollte das fertig aufgebaute Projekt aussehen:

Setze zuerst deinen ESP8266 auf dein Breadboard. Wir empfehlen hierfür ein NodeMCU Lua Amica, denn das ist schmal genug, dass du an den Pinouts noch Kabel einstecken kannst. Die neuere Version namens Lolin ist da im Nachteil und deshalb für Projekte auf Breadboards eher ungeeignet. Anschließend verbindest du deinen Microcontroller mit diesem 3 Bauteilen:

OLED-Display

In diesem Projekt verwendest du ein kleines OLD-Display mit I²C-Anschluss. Setze dein Display auf das Breadbaord und verbinde es zunächst mit einem der GND-Pins und einem 3,3V-Ausgang am Microcontroller. Anschließend verbindest du den Display-Pin SCL mit D1 und den Pin SDA mit D2. Mit den beiden Pins D1 und D2 kannst du per I²C mit deinem Display kommunizieren.

Radar-Modul RCWL-0516

Dieser Sensor ist ein einwandfreier Bewegungssensor mit einer Reichweite von 5 bis 7 Metern. Das Tolle an diesem Modul ist, dass es sogar Bewegungen durch ein Hindernis (zum Beispiel eine Box) erkennen kann.

Der Anschluss ist kinderleicht: Neben dem üblichen Anschluss von GND und 3,3V verbindest du den Pin OUT mit dem Pin D7 an deinem ESP8266.

Die LED

Nun zur allerleichtesten Übung, der LED. Verbinde die Anode (langes Bein) mit dem Pin D6 und die Kathode (kurzes Bein) mit Erde. Vergiss nicht, einen Widerstand zwischenzuschalten!

Der Code für dein Projekt

Etwas komplexer wird es jetzt, denn zunächst musst du dich für eine -kostenlosen- API registrieren, von der du die aktuelle Wetterlage an deinem Wohnort (oder an jedem anderen Ort der Erde) abrufen kannst.

Registriere dich zunächst auf https://openweathermap.org. Für einen Account benötigst du nur einen Usernamen, eine E-Mail-Adresse und ein Passwort. In deinem persönlichen Bereich hast du unter dem Menüpunkt API keys nun die Möglichkeit einen solchen API key zu erstellen. Diesen benötigst du später in deinem Arduino Sketch für die API-Abfrage der Wetterdaten. Wenn du das gemacht hast, kann es mit dem Code weitergehen.

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Die benötigten Bibliotheken

Für dieses Projekt benötigst du 6 Bibliotheken. Falls du sie bisher in deiner Arduino IDE noch nicht installiert hast, hole das am besten gleich nach. Klicke hierfür auf den Menüpunkt Werkzeuge und anschließend auf Bibliotheken verwalten. Anschließend öffnet sich der sogenannte Bibliotheksverwalter, in dem du nach den jeweiligen Bibliotheken suchen kannst. Installiere jeweils die neueste Version.

Wenn du damit fertig bist, bindest du sie noch vor der Funktion void setup() am Anfang deines Sketchs ein:

#include <Wire.h> //I2C-Verbindung
#include <Adafruit_GFX.h> //OLED-Display
#include <Adafruit_SSD1306.h> //OLED-Display

#include <ESP8266WiFi.h> //WiFI
#include <ArduinoJson.h> //JSON
#include <ESP8266HTTPClient.h> //API-Abfrage

Zugangsdaten zum Internet und OLED-Display

Damit sich dein ESP8266 mit dem Internet verbinden kann, musst du deine Zugangsdaten hinterlegen. Gleich dahinter folgt etwas Code für die Kommunikation mit deinem Display:

// WIFI-Zugangsdaten
const char* ssid = "Dein Netzwerkname";
const char* password =  "Dein Passwort";


//OLED-Display
#define SCREEN_WIDTH 128 // Breite des Displays in Pixeln
#define SCREEN_HEIGHT 64 // Höhe des Displays in Pixeln

//Angaben zum OLED-Display und der Kommunikation per I2C
Adafruit_SSD1306 display(SCREEN_WIDTH, SCREEN_HEIGHT, &Wire, -1);

Icons für alle (wichtigen) Wetterlagen

Auf deinem Display sollen später Icons erscheinen, die das aktuelle Wetter symbolisieren: Klarer Himmel, Wolken, Schnee, Nebel – und ein Regenschirm für Regen und Gewitter. Die Deklarationen dieser Icons im Code sind sehr lang. Deshalb findest du sie nicht an dieser Stelle, sondern im gesamten Arduino-Sketch, den du unten findest.

Die Setup-Funktion

In der Funktion void setup() definierst du die beiden Pins für die LED und den Radar-Sensor, bereitest du die Verbindung zum Seriellen Monitor vor, gibst die Adresse deines Displays an und legst die Schriftgröße und -farbe fest. 🙂

void setup() {

  pinMode (12, OUTPUT); //LED Pin (am ESP8266 D6)
  pinMode (13, INPUT); //Radar Pin (am ESP8266 D7)

  Serial.begin(115200); //Verbindung zum Seriellen Monitor

  if (!display.begin(SSD1306_SWITCHCAPVCC, 0x3C)) { // Display-Addresse: 0x3C
    Serial.println(F("SSD1306 allocation failed"));
    for (;;);
  }

  display.setTextSize(1); //Schriftgröße
  display.setTextColor(WHITE); //Schriftfarbe
}

Der Loop

In der Funktion void loop() arbeitet dein Radar-Modul. Alle 100 Millisekunden prüft es, ob sich etwas in der Nähe bewegt. Ist das der Fall, verbindet sich dein ESP8266 mit dem Internet und startet die Abfrage der Wetterdaten von Openweather. Solange das nicht der Fall ist, läuft der Loop immer weiter und das OLED-Display bleibt dunkel.

void loop() {

  delay(100); //100 Millisekunden warten

  if (digitalRead(13) == 1) { //Sobald das Radar eine Bewegung registriert, startet die Internet-Verbindung
    WiFi.begin(ssid, password); //Internet-Verbindung starten

    while (WiFi.status() != WL_CONNECTED) { //Statusnachricht "Verbindung herstellen" solange nicht verbunden
      delay(1000);
      display.clearDisplay();
      display.setCursor(0, 10);
      display.println("Connecting to WiFi...");
      display.display();

    }

    delay(1000);
    display.clearDisplay();
    display.setCursor(0, 10);
    display.println("Hello, world!"); //Ausgabe, sobald die Verbindung zum Internet steht
    display.display();

    apiCall(); //Aufruf der Funktion für Abruf und Ausgabe der Wetterdaten
    
  } else {
    WiFi.disconnect(); //Wenn keine Bewegung registriert wird Internet-Verbindung beenden...
    digitalWrite(12, LOW); //...und die LED ausschalten
  }
}

Die Funktion apiCall()

Diese Funktion ist das Herzstück deines Codes! Hier startest du die Abfrage bei der API (ein sogenannter API Call), verarbeitest die in deinem ESP8266 ankommenden Daten und zeigst abhängig vom Wetter ein entsprechendes Icon auf deinem Display an. Zusätzlich gibst du noch die aktuelle Temperatur aus und lässt bei Regen die LED leuchten.

Dieser Code ist nicht ganz einfach. Deshalb schauen wir ihn uns Schritt für Schritt an:

Als allererstes definierst du natürlich die Funktion selbst und schreibst eine If-Abfrage, innerhalb der sich der gesamte folgende Code abspielt. Mit dieser Abfrage stellst du sicher, dass dieser nur ausgeführt wird, wenn die Verbindung zum Internet steht. Denn ohne Internet keine Wetterdaten. 🙂

void apiCall() {

  if ((WiFi.status() == WL_CONNECTED)) { //Netzwerkstatus checken

Wetterdaten abrufen und verarbeiten

Als nächstes erstellst du eine Instanz der Klasse HTTPClient namens http. Anschließend kommt die Abfrage bei Openweather. Hierfür verwendest du eine URL, in der die Art der Abfrage (aktuelles Wetter) und der gewünschte Ort definiert sind. Am Ende der URL steht dein API key, den du zu Beginn erstellt hast. Nähere Informationen erhältst du in der Dokumentation von Openweather.


    HTTPClient http; //Instanz von HTTPClient starten

    http.begin("http://api.openweathermap.org/data/2.5/weather?q=Berlin,de&units=metric&appid=DEIN API KEY"); //URL für die Abfrage

    int httpCode = http.GET(); //Antwort des Servers abrufen
    Serial.println(httpCode); //Antwort im Seriellen Monitor ausgeben

Jetzt folgt ein Check, ob die Abfrage funktioniert hat. In diesem Fall erhältst du vom Server die Antwort 200. Also schreibst du eine If-Abfrage, die allen folgenden Code nur ausführt, wenn die Server-Antwort positiv ausgefallen ist und du die gewünschten Daten erhalten hast.

Danach speicherst du diese Daten in der Variable payload und verarbeitest sie mit Hilfe der Bibliothek ArduinoJson. Die Erklärung, wie das genau funktioniert, würde den Rahmen hier sprengen. Nähere Erläuterungen findest du im Projekt Ein Newsticker per API Call & JSON und auf der Webseite des Entwicklers dieser Bibliothek.

    if (httpCode == 200) { //Die Antwort des Servers checken

      String payload = http.getString(); //Daten in eine Variable speichern

      const size_t capacity = JSON_ARRAY_SIZE(1) + 2 * JSON_OBJECT_SIZE(1) + 2 * JSON_OBJECT_SIZE(2) + JSON_OBJECT_SIZE(4) + JSON_OBJECT_SIZE(5) + JSON_OBJECT_SIZE(6) + JSON_OBJECT_SIZE(14) + 290;
      
      DynamicJsonDocument doc(capacity); //Größe des Speichers zur JSON-Verarbeitung festlegen

      DeserializationError error = deserializeJson(doc, payload); //JSON parsen

      http.end(); //Die Verbindung zum Server beenden

      if (error) { //Fehlermeldung bei fehlerhafter Verarbeitung
        Serial.print(F("deserializeJson() failed: "));
        Serial.println(error.c_str());
        return;
      }

In der Variable payload befinden sich nun die Wetterdaten im JSON-Format. Wie diese aussehen, kannst du sehen, wenn du die URL zur Abfrage aus deinem Sketch in deinem Browser aufrufst. Hier ein Beispiel für Berlin am Abend des 13. Januar 2020:

{"coord":{"lon":13.41,"lat":52.52},"weather":[{"id":802,"main":"Clouds","description":"scattered clouds","icon":"03n"}],"base":"stations","main":{"temp":3.2,"feels_like":-1.49,"temp_min":1.11,"temp_max":5,"pressure":1017,"humidity":86},"visibility":10000,"wind":{"speed":4.1,"deg":180},"clouds":{"all":40},"dt":1578947701,"sys":{"type":1,"id":1275,"country":"DE","sunrise":1578899517,"sunset":1578928632},"timezone":3600,"id":2950159,"name":"Berlin","cod":200}

Etwas schwer zu lesen, oder? 😉 Für deinen ESP8266 ist das jedoch kein Problem. Die Bibliothek ArduinoJson stellt dir hierfür alles zur Verfügung. Kurz gesagt, kannst du mit einer paar Zeilen Code genau die Daten herausfischen, die du brauchst. Über allem steht ein For-Loop, der dafür sorgt, das die kommenden Anzeigen und Animationen drei Mal angezeigt werden, bis das Display wieder erlischt:

      //Wetterlage und Temperatur ausgeben
      for (int j = 0; j < 3; j++) { // 3x Animation durchlaufen lassen bis zur nächsten Messung
        //Wetterdaten auslesen anhand von ID
        JsonObject weather_0 = doc["weather"][0];
        int weather_0_id = weather_0["id"]; // Wetter-ID
        Serial.println(weather_0_id);

Aus den Daten hast du jetzt die ID des aktuellen Wetters herausgelesen. Openweather vergibt nämlich jeder Wetterlage eine eigene dreistellige ID. So hat leichter Regen zum Beispiel die ID 500. Herabrieselnde Vulkanasche hingegen die ID 762! Alle IDs findest du hier.

Wetterdaten auf dem Display zeigen

Jetzt folgen eine Reihe von If-Abfragen, die das zum Wetter passende Icon auf deinem Display zeigen und animieren. Hier exemplarisch der ID-Bereich “Wolken” – das sind alle IDs zwischen 801 und 804. Nähere Erläuterungen findest du in den Kommentaren im Code. Interessant ist der For-Loop: Hier verschiebst du das Icon nach links, indem du es 128 Mal (die Breite des Icons) immer einen Pixel weiter links anzeigst. Das erzeugt den Eindruck einer Animation.

        if (weather_0_id > 800 && weather_0_id < 900) {
          //Cloud anzeigen und wegschieben
          display.clearDisplay(); //Display löschen
          display.drawBitmap(0, 0, clouds, 128, 64, WHITE); //Icon zeichnen...
          display.display(); //...und anzeigen
          digitalWrite(12, LOW); //LED ausschalten, da kein Regen
          delay(2000);
          for (int i = 0; i > -128; i--) { //Das Icon aus dem Display "schieben"
            display.clearDisplay();
            display.drawBitmap(i, 0, clouds, 128, 64, WHITE);
            display.display();
            delay(1);
          }

Es folgen weitere Abfragen per else if{} für die anderen Wetterlagen, die du unten im gesamten Sketch findest.

Jetzt fehlt noch die Anzeige der Temperatur. Auch diese liest du aus den JSON-Daten aus und bringst sie animiert auf dein Display:

//Temperatur anzeigen und animieren
        JsonObject main = doc["main"];
        int main_temp = (int)main["temp"]; // Daten in ein INT umwandeln und in Variable speichern
        String temp = String(main_temp) + " C"; //C für Celsius anhängen
        display.setTextSize(3); //Schriftgröße erhöhen
        display.setCursor(25, 20);
        display.println(temp);
        display.display();
        delay(2000);
        for (int i = 25; i > -144; i--) { //Animation
          display.clearDisplay();
          display.setCursor(i, 20);
          display.println(temp);
          display.display();
          delay(1);
        }

Zuletzt setzt du die Schriftgröße wieder auf 1 und schließt alle offenen Klammern. Das allerletzte else bezieht sich auf die Abfrage, ob die Antwort des Servers positiv (also 200) war und gibt eine Fehlermeldung zurück, falls das nicht so war.

Hier nun der vollständige Sketch. Wenn du ihn kopierst und verwendest, achte unbedingt darauf, deine eigenen WLAN-Daten und deinen API key von Openweather in die markierten Stellen einzutragen.

Wie geht es weiter?

Du hast jetzt ein Gerät gebaut, das dich an deinen Regenschirm erinnert. Integriere es in eine Box und versorge den ESP8266 zum Beispiel mit einer Powerbank über USB mit Strom. Diese Box kannst du in der Nähe deiner Wohnungstür platzieren, damit dich dein Projekt genau im richtigen Moment vor dem Regen draußen warnt.

Du denkst größer und an deinen eigenen Wetter-Server? Dann lerne hier, wie du deinen ESP8266 in einen Web Server verwandelst. Oder wie wäre es mit einer ESP8266 Wetterstation, die Daten auf einem Raspberry Pi sammelt und visualisiert?

Beachte jedoch: Zu 100% kannst du dich leider nicht auf die Wetterdaten aus dem Internet verlassen. Manchmal ist vielleicht ein prüfender Blick aus dem Fenster doch sicherer. 😉

Letzte Aktualisierung am 19.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

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